23.02.2014 Sonntag
12.00 Uhr:
Bömmels ist noch im Bett, während ich nach einer viel zu langen durchtriebenen Nacht wach werde und wie ein Zombie durch die Wohnung schlürfe. Es ist ein Sonniger Tag. Ich ziehe mich an putze Zähne, mach Kaffee und Frühstück, so wie jeden Morgen eben. Während ich mich über die Arbeitsplatte zu dem Hängeschrank mit den Tassen und Gläsern beuge, rumpelt die Prinzessin in meinem Bauch, der mittlerweile überirdische Ausmaße angenommen hat. Ich trinke Kaffee, gehe danach eine runde mit dem Hund und beantworte mal wieder viel zu viele Mails von viel zu neugierigen Mitmenschen, die mich alle nerven, mit ihren Fragen ob das Beebie schon geboren sei, wie ich mich fühle, ob ich schon in der Klinik sei.
Ich beantworte alle, und frage mich ob ich jemals entbinden würde.
Ich mache die Wäsche, den Haushalt und sonst alles , wobei mir die Blase springen könnte… denkste! Nix.
Ich lege mich aufs Sofa und schlafe ein.
16.00 Uhr
Ich werde geweckt, Bömmels möchte jetzt zu seiner Mutter fahren, Sachen abholen da sie ja Morgen nach Australien fliegt und die Wohnung endgültig leer haben möchte. Sie wandert ja aus. Ich stimme ihm zu, bitte ihn aber aus für mich unerklärlichen Gründen, das Telefon laut zu lassen.
Das sag ich sonst nie, aber irgendwie war etwas anders.
Ich schaue fern, trinke Himbeerblättertee, ruhe mich aus und vermelde leichte Wehen, die ich die Tage auch hatte. Allerdings sind diese anders. Intensiv aber noch auszuhalten. Ich messe Wehen Abstände , komme bei 20-40 Minuten an. Nie kürzer, nie länger. Das Meedchen tobt im Bauch.
21.30 Uhr
Ich bekomme das erste mal eine schmerzhafte Wehe. Messe wieder Abstände, 15-20 Minuten. Ich muss veratmen und rufe in aller Ruhe Sir Bömmels an und bitte ihn, nach Haus zu kommen, sage ihm das ich Wehen habe die schon sehr schmerzen.
Ich angel mich vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer und wieder zurück.
Als Bömmels zuhause ankommt hänge ich über dem Fensterbrett mit dem Kopf am kühlen Fenster im Schlafzimmer. Ich veratme weiter, Bömmels fragt , ob wir nicht in die Klinik sollen. Ich bejahe und wor fahren hin.
22.30 Uhr:
Die Wehen sind wieder unregelmäßig geworden. Ich hänge am CTG , die Hebamme schlägt vor, im Krankenhaus zu bleiben, sie denkt da tut sich noch was. Ich möchte aber gern nach Hause, noch ein paar Sachen vorbereiten. Sie nickt und lässt mich gehen, nachdem ich ihr verspreche, dass wir wieder kommen, wenn es wieder stärker und regelmäßig wird.
Wir gehen nach Hause. Zu Fuß. Auto haben wir keins, Bömmels sein Kollege ist nach Haus gefahren, wir wohnen ja nur 5 Minuten vom Krankenhaus entfernt.
Ab und zu muss ich stehen bleiben und veratmen.
24.00 Uhr:
Wir gehen ins Bett. Ich drehe mich von links nach rechts und zurück, finde aber absolut keine ruhe. Die Wehen sind mittlerweile wieder regelmäßig und schmerzhaft. Gegen 1 uhr gehe ich ins Wohnzimmer , mit Still Kissen im Arm schlafe ich zwischen den Wehen immerwieder ein.
3.00 Uhr:
Ich wache auf, mir extremen Wehen. Die schmerzen sind heftig, ich wecke Bömmels bitte ihn in die Klinik zu gehen mit mir, während ich wieder ins Wohnzimmer wanke und zwischendurch veratme, ziehen wir uns an, er hilft mir in die Schuhe. Wir laufen in die klinik und hoffen, dass die Wehen dadurch schön regelmäßig bleiben. Es ist eine ruhige Februarnacht. Sternenklarer Himmel. Ich halte mich minütlich an Bömmels fest und veratme.
In der Klinik angekommen, werde ich an der Anmeldung schon mit gequältem Blick angeschaut. „Und? Jetzt aber! “ ich nicke , wir fahren mit dem Fahrstuhl auf die Entbindungsstation. Die Hebamme bittet mich direkt in den Kreissaal wir schreiben ein CTG. Ich schaue drauf und sage zu Bömmels, das wären keine Wehen, es sind Tannenbäume. Es ist um 4.
4.15 Uhr:
Die Hebamme kommt rein, schaut aufs CTG und sagt dann mit einem breiten grinsen „Frau Schnee, sie gehen heut nicht mehr heim, sie bekommen jetzt ihr Baby!“ Ich grinse Bömmels an, die Ärztin kommt rein, gleich danach der Oberarzt. Sie möchte mir einen Zugang legen.
Ich lasse sie machen und unterhalte mich mit dem Oberarzt der mich fragt wie es mir ginge. Ich sage ihm das es mir relativ gut geht nur die schmerzen echt fies sind.
Er lacht und sagt, dass ich mich damit abfinden müsse. Wir grinsen beide.
5.00 Uhr:
Ich und Bömmels gehen runter, er raucht eine, ich stehe am Kaffeetisch vor dem Krankenhaus Café und veratme bzw. Töne nun langsam meine Wehen weg. Lasse dabei meine Hüfte kreisen und stelle mir vor, wie mein Baby tiefer rutscht. Zwischendurch frage ich mich, wie mein Baby diese Wehen und den Druck wohl empfindet. Sie ist sehr ruhig.
7.00 Uhr:
Die schmerzen sind kaum auszuhalten ich rufe immerwieder die Hebamme, die erst nach einer halben Stunde kommt. Sie fragt ob ich eine Pda möchte. Legt mir einen Kateter. Es war Schichtwechsel. Ich fühle mich mit ihr nicht wohl. Sie ist ruppig. Unfreundlich. Die Ärztin kommt, auch eine andere. Eine Russin. Auch sie wirkt unfreundlich. Ich war bereits einmal da, wo ich blutungen hatte, da hatte sie auch Schicht und tat es als Lapalie ab. Bömmels geht es sichtlich schlecht. Er weiß nicht, was er tun soll. Ich schicke ihn zum Buffet, damit er was essen kann. Er kommt kurze Zeit später wieder. Er hat Brötchen, Butter und Aufschnitt dabei. Ich kann nicht essen, der Schmerz ist zu groß.
8.00 Uhr:
Ich schicke Stossgebete ‚gen Himmel. Dieser Schmerz, er soll gehen. Ich möchte nicht mehr, drehe mich hin und her. Der Anästhesist kommt, er klärt mich auf und bereitet alles für die Pda vor . Ich bekomme ein Krankenhaus leibchen an, soll mich aufsetzen was erst nach 4 Wehen und 2 versuchen mit Bömmels hilfe klappt.
Eine schwester streichelt mir den Handrücken, der von Bömmels, der vor mir steht gehalten wird. Er steht vor mir, ich sitze an der Bettkante , hinter mir der Anästhesist und der Chefarzt. Meine Hebamme kommt hinzu, hängt mir eine Infusion an. Mir wird übel und ich muss würgen aber es kommt einfach nix. Danach wurde mir schwummrig, der Anästhesist bricht den versuch ab. Ich lege mich wieder hin, in dem Gewissen, diese Schmerzen weiter ertragen zu müssen.
9.30 Uhr:
Ich muss pressen, darf aber nicht mein Muttermund ist erst bei 8 cm. Ernüchterung, ich stöhne vor mich hin, wie die Titanic beim aufrichten.
Bömmels geht es immer immer schlechter. Ein erneuter versuch, eine Pda zu legen soll mir Erleichterung bringen.
Also alles auf Anfang.
Anderer Anästhesist. Diesmal stehen 10 Leute im Raum, ein auszubildender sticht in meinem Rücken rum, nach Anweisung des Chefarztes, die Hebamme hängt erneut eine Infusion an und gibt mir wehenhemmende mittel über die Kanüle. Die Wehen sind erträglicher.
Die Pda sitzt und ich spüre Erleichterung aber auch nur kurz.
Der Arzt kommt rein und erklärt mir, dass ich wohl eine so verkrümmte Wirbelsäule habe, dass ich nicht richtig betäubt werden kann. Ich fluche. Auf meinen Körper.
13.00 Uhr:
Bömmels verlässt den Raum. Ich schreie um Hilfe. Die Hebamme kommt rein , ich sage ihr, ich hätte Presswehen, die ich nicht aufhalten könne, sie schüttelt den Kopf. Ich sage ihr das ich wohl wisse was ich spüre. Sie untersucht und sagt da steht noch ein Saum. Ich sage ihr das ich es nicht mehr aushalte. Sie möchte einen Wehen Tropf anhängen. Panik macht sich in mir breit. Ich will das nicht, Bettle nach einem Kaiserschnitt. Sie geht wieder raus.
20 Minuten später kam sie wieder nachdem ich nun laut schreie. Die schmerzen sind unerträglich. Sie untersucht mich und wird panisch. Ich frage sie was los sei, und sie ruft die Ärztin an. Holt Bömmels rein und sagt mir ich dürfe pressen, ENDLICH!!
Ich Presse, 3 Wehen lang Presse ich, Bömmels hält meine Hand.
Dann ist ihr Köpfchen geboren. Sie schreit , ich musste lachen. Alle mussten lachen. Schnuti scheint also schonmal in Ordnung zu seien.
Bömmels fängt an zu weinen, als ich eine Wehe später des schnutis Körper gepresst habe. Sie ist da.
13.30 Uhr.
Wir sind Eltern. Während die Ärztin schaut ob ich irgendwas habe und ich die nachgeburt presse, was ein klacks war, hatte Bömmels die schnute auf dem Arm , die bei ihm sofort einschlief.
Wir durften nach dem messen und wiegen noch 2 stunden in einem anderen Raum kuscheln. Überwältigt von den neuen eindrücken schliefen wir stillend ein.
Erschöpft. Nach 14 std heftigsten wehen.
Glücklich.
Mein Baby, mein Kind.
Mein Alles.
Zuckerschnabbelschnutie.